Vorsätze fürs neue Jahr? Ende Januar – eine erste Bilanz


Auch wenn man jedes Jahr wieder am Silvestermorgen beschließt, sich nichts für das kommende Jahr vorzunehmen, passiert es im Laufe des Abends nach dem ein oder anderen Schlückchen wie automatisch – irgendjemand spricht es aus: »Na, was sind so eure Vorsätze für das nächste Jahr?«

Tja, nun steht sie also wieder im Raum, diese Frage. Selbstverständlich schmettere ich diese prompt mit der folgenden Antwort ab: »Das ist doch jedes Jahr das Gleiche: Man nimmt sich an einem Tag was vor und innerhalb einer Woche interessiert es keinen Menschen mehr. Wenn man wirklich was ändern will, dann braucht man kein Silvester dazu.«

Die anderen erzählen sich das Übliche … Sport, abnehmen, weniger Stress, bla bla bla. Und ich bin einfach dagegen. Ich will nicht schon wieder gute Vorsätze fassen, um dann festzustellen, dass ich sie doch nicht eingehalten habe. Heimlich gehe ich in meinen Kopf alle Vorsätze aus dem letzten Jahr durch. Ich kann mich trösten: Zwei von gefühlten zehn habe ich tatsächlich wahr gemacht – bei allen anderen kam mir das Leben dazwischen.

Gute Vorsätze?!

Wozu mir selbst den ganzen Druck machen?

Die Silvesterparty ist weiter im Gange, aber ich kann nicht aufhören, über die guten Vorsätze nachzudenken. Und wie ich so das Für und Wider in meinem Kopf hin- und herschiebe, merke ich, dass es mich irgendwie traurig macht, so gar keine Vorsätze zu fassen. Aber hey, warum um alles in der Welt sollte ich mich selbst so unter Druck setzen, nur um irgendetwas unbedingt im folgenden Jahr zu tun, wobei ich mir nicht einmal sicher sein kann, dass ich es wirklich tun will?!

Bei all meinen heimlichen Zwiegesprächen, während die anderen lauthals in das Karaoke-Mikrofon schreien, bleibt am Ende ein wehmütiges Gefühl. Irgendwie hat es so einen hoffnungslosen Beigeschmack, sich für das kommende Jahr so gar nichts vorzunehmen. Es fühlt sich an, als gäbe es nichts mehr, um das es sich zu bemühen lohnt.

Ja, natürlich ist das totaler Quatsch, das weiß ich selbst, aber es fühlt sich nun mal so an. Dennoch weigere ich mich, die üblichen guten Vorsätze auszusprechen, nur um mich jetzt in diesem Augenblick besser zu fühlen. Denn spätestens Mitte Januar fühle ich mich dann wieder schlecht, weil ich mindestens die Hälfte der Vorsätze schon wieder über Bord geworfen habe.

Was genau ist eigentlich ein guter, ein sinnvoller Vorsatz?

Fest steht, dass sich Silvestervorsätze wie »mehr oder überhaupt Sport machen«, »gesünder essen«, »mit dem Rauchen aufhören« eigentlich so gut wie immer in Schall und Rauch auflösen. Erfreulicherweise muss ich mir keinen dieser Vorsätze zu Herzen nehmen, aber auch nur deswegen, weil ich nicht mehr in meinen Zwanzigern bin und schon vor einigen Jahren merkte, dass man ein wenig achtsamer mit seinem Körper umgehen muss.

Gesunde Ernährung?!

In meinen Kreisen sehen die Absichten fürs neue Jahr eher so aus: »nicht mehr so viel arbeiten«, »sich nicht von anderen stressen lassen«, »sich keine Sorgen um seine Lieben machen«, »nicht ständig an die Finanzlage denken« … Die Liste könnte jetzt endlos fortgeführt werden, aber bleiben wir bei der Wahrheit: Diese Neujahrespläne hatte ich jedes Jahr, und ich erläutere jetzt mal nicht, wie gut das geklappt hat …

Da stehe ich nun, wenige Minute vor dem Glockenschlag ins neue Jahr, hin- und hergerissen zwischen meiner Genervtheit über die alljährlichen guten Vorsätze und der Sehnsucht danach, mir etwas für das neue Jahr vorzunehmen, das mir das Gefühl gibt: Tschakka – das wird dein Jahr, alles kann sich ändern!

Garfield, du schlauer Kater

Es hört sich vielleicht lächerlich an, aber mir kommt tatsächlich Garfield in den Sinn, der kleine Trickfilmkater aus den späten Achtzigerjahren. Ich erinnere mich noch genau an eine Aussage von ihm: »Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden gedacht.« Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, er sagte es in irgendeinem Zusammenhang von Essensverteilung zu seinem Freund Odie, dem Hund.

Und da ist er, mein guter Vorsatz für das neue Jahr: Ich werde mehr an mich selbst denken. Jetzt könnte man meinen, dass das doch ein recht egoistischer Vorsatz ist, und im Falle von Garfield war die Perspektive wohl auch tatsächlich egoistischer Natur, nämlich um deutlich mehr Essen zu bekommen als sein Freund Odie, aber tatsächlich kommt es – wie immer – auf die Perspektive an.

Garfield weiß Bescheid!

Als Frau wird uns das stete An-andere-Denken quasi in die Wiege gelegt, und ich kenne kaum eine Freundin, die das irgendwann wirklich ablegen konnte. Es ist auch kein Vorwurf an unsere Mütter, die uns diesen Gedanken mit der Muttermilch mitgaben, es ist einfach eine Tatsache, die sich wohl nie ändern wird. Dennoch sollten wir alle lernen, dass, wenn jeder auf eine POSITIVE Weise ein bisschen an sich selbst denkt, dann tatsächlich an jeden gedacht ist.

Wie häufig sind es Mütter, Ehefrauen und Freundinnen, die sich selbst immer hintanstellen – zuerst kommen alle anderen und dann, ganz weit hinten, kommen sie selbst. Meine Mutter ist dafür ein wahres Paradebeispiel. Ein Leben lang war alles wichtiger als sie selbst und irgendwann, ganz still und leise, hat ihr Körper gesagt: Hör auf damit! Er war eindeutig zu leise – erst als sie einen Schlaganfall hatte, hat sich alles geändert.

Sie hatte Glück im Unglück und heute eine andere Sicht auf die Dinge – sie denkt deutlich häufiger an sich selbst. Ich weiß noch, dass ich ihr das jeden Tag vorgebetet habe in der Zeit nach dem Schlaganfall. Komisch, dass es mir selbst dennoch so schwerfällt, diesen guten Ratschlag umzusetzen.

Aber hey, was wäre ein Silvester ohne gute Vorsätze? Und was ist ein sinnvollerer Vorsatz als häufiger an sich selbst zu denken?! Ich starte also doch noch, wie jedes Jahr, mit tollen Absichten ins Jahr 2022.

Ende Januar – eine erste Bilanz

Der erste Monat des Jahres ist vergangen und ich habe mich tatsächlich schon ein paar Mal an meinen Vorsatz gehalten. Nicht immer, das gebe ich zu, aber ich kann wirklich ganz konkrete Situationen benennen, in denen erst ich und dann die anderen kamen.

Ich hoffe, meine Vorsätze halten länger als die in den vergangenen Jahren, aber irgendwie fühlt es sich tatsächlich anders an, denn ich habe gemerkt, dass ich diese Absichten für ein neues frisches Jahr brauche, es hat etwas an sich wie »Aufstehen und Loslegen«, irgendwie etwas Beruhigendes und auch Spannendes. Ich habe verstanden, dass das, was auch immer du dir vornimmst, nicht von außen, sondern nur von sich selbst kommen sollte – von der Person, die du wirklich bist oder die du bald sein wirst, wenn du deine guten Vorsätze nicht aus den Augen verlierst.

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