Okay. Das RAKETEREI Festival und die Convention sind vorbei. Und nu? Hinter mir liegen vier Tage voller Power, Inspiration, Unterstützung, Neugierde, übersprudelnder Fröhlichkeit und ja, irgendwie auch Stolz, Teil dieser fantastischen Community und Veranstaltung gewesen zu sein. Und ich weiß, es geht nicht nur mir so. Einige der Künstlerinnen, die Workshops gegeben haben oder die die Konzertlandschaft so vielseitig mitgestaltet haben, kommen hier auch zu Wort.
Aber noch einmal kurz von vorn: Das RAKETEREI Festival & die Convention fanden vom 26. bis zum 29. März statt – und zwar komplett virtuell. Imke Machura, die Gründerin der RAKETEREI und Initiatorin dieses außergewöhnlichen Events, hat es geschafft, in dieser anstrengenden und an den Nerven zehrenden Pandemie-Zeit einen Ort zu kreieren, an dem die Menschen eine Einheit gebildet, zusammen Neues entdeckt, super spannende Einblicke bekommen und gemeinsam gefeiert haben.
Ich hätte nicht gedacht, dass online so eine tolle Stimmung aufkommen kann. Ich habe mich getragen gefühlt, habe tolle Menschen kennengelernt, konnte mich austauschen, habe super viel gelernt. Es herrschte alles in allem so eine positive Aufbruchstimmung. Ich hatte das Gefühl, alle sind glücklich, dass wieder etwas passiert, wir Musik erleben können, uns begegnen können, gemeinsam wachsen können. Es war so respektvoll! Ich bin wirklich glücklich, dass ich dabei sein durfte. Jetzt habe ich wieder Energie für die nächsten Monate 😊 Natürlich geht nichts über eine richtige Vor-Ort-Begegnung, aber »online« hat natürlich den Vorteil, dass ich keine Fahrtkosten hatte, keine Übernachtung organisieren musste und trotzdem so vielen Menschen begegnet bin. In der aktuellen Situation ist das eine großartige Alternative und vielleicht auch demnächst eine Möglichkeit, Kosten zu sparen und die Umwelt zu schonen.
Alishia Funken
Fulminanter Start der RAKETEREI Festival & Convention
Durch die Tontechnikerin und Sängerin MRJN beispielsweise weiß ich endlich, was zu tun ist, wenn ich bei Cubase nichts höre. Alishia Funkens Tipps aus ihrem Bühnencoaching-Workshop wurden direkt von Salma mit Sahne bei einem Radiointerview umgesetzt und Imke Machura hat in ihren Seminaren die vier brennendsten Fragen von Musikerinnen geklärt. Ich persönlich hab mich riesig auf den Workshop von Ana Podolšak gefreut, weil meine Ukulele-Kenntnisse doch nur sehr rudimentär sind und ich auf ein paar Tipps und Tricks gehofft hatte – was ich bekam, war ein unfassbar umfänglicher Crashkurs, bei dem meine Augen immer größer wurden.
Ich habe das Festival sehr positiv erlebt, für mich kam auch totales Live-Feeling auf: vor meinem Konzert aufgeregt, dabei sehr beschäftigt und danach glückselig 😃 Ich nehme für mich mit, dass auch online ein Kontakt zum Publikum möglich ist und der parallele Chat eine ganz eigene Qualität mit sich bringt (man erfährt z. B. Hintergrundinfos zum Song direkt von der Künstlerin). Ich würde sofort wieder mitmachen, da ich die Stimmung grandios fand, mich die Vielfalt der Künstlerinnen begeistert hat und da es auch ein sehr babyfreundliches Festival ist 😃 Wann kann man schonmal einen ganzen Abend Konzerte besuchen (oder eins spielen!) und das Baby schläft nebenan in seinem Bett 😉?!
MO XX
Luise eröffnete am Freitagabend die Konzerte und erntete auf dem Festivalgelände und im Chat gleich große Begeisterung vom Publikum. »Girls are awesome« zierte nicht nur den Pullover von MO XX, die an ihrer Loop-Station verrückte Sounds mit ihren wortgewandten Texten vereinte, sondern war Motto der ganzen Veranstaltung. Völlig skurril ging’s mit Donna Mayas Spaziergang durch Detroit am Theremin weiter, doch hört selbst:
Da ich endlich mal wieder meine Familie besuchen konnte und wir selbst eine spontane Musik-/Whiskey-Session an Gitarre, Geige und Bodhrán eingelegt haben, hab ich leider den Startschuss für den Musik-Nerd-Talk LENS verpasst. Zum Glück wird das ja aber ein regelmäßiges Format von und mit Aga Labus und Juc – ich kann also auch später noch meiner nerdigen Seite frönen. Dafür teilt Aga ihre Gedanken zum Festival mit uns:
Das Festival & die Convention habe ich als gesellig, fröhlich, berührend erlebt. Für mich mitnehmen konnte ich Wissen & praktische Tipps rund um die Themen Tontechnik, Booking & Bühnenpräsenz, ich habe Lust bekommen, meinen YouTube-Kanal auf Vordermann zu bringen und konnte mich in der meditativen Klangreise mit meinem inneren Ruhepol verbinden. Die Konzerte waren erfrischend, berührend, anregend. Die Musik hat sehr, sehr gutgetan! Auch, da das in diesen Zeiten in diesem Rahmen live nicht denkbar gewesen wäre. Es hat große Ablenkung, Abwechslung und Freude in den Alltag gebracht!!!
Aga Labus
Ein Samstag voller Musik, Wissen und Spaß
Superspannend war auch der Talk zwischen Musikerin und Body-Positivity-Aktivistin Nanée und Imke, die sich damit auseinandersetzten, wie gesellschaftskritisch und politisch Musik sein darf oder sollte. Abends konnte ich endlich Ally Storch, meinem persönlichen Headliner, lauschen – klar, dass ich durchs wilde Kopf-und-Haare-Umherwirbeln am nächsten Tag Nackenschmerzen hatte. Leider ging es der Künstlerin selbst gesundheitlich nicht so gut – trotzdem war sie bei einigen Konzerten und Workshops mit dabei:
Für mich selbst habe ich vor allem ein paar Workshops mitgenommen, die mir Wissenslücken geschlossen haben. Sicherlich kann man vieles davon auch mühselig im Internet zusammentragen. Aber so ein Crash-Kurs, gespickt mit persönlichen Erfahrungen und Weiterempfehlungen, nimmt einen doch schon ganz anders an die Hand. Und natürlich habe ich tolle Kolleginnen und ihre Arbeit entdecken können. Auch wenn sich ein Online-Festival anders anfühlt und es eine echte Herausforderung ist, ohne das Feedback vom Publikum aus dem Wohnzimmer zu rocken, nehme ich auch an weiteren teil. Aber die Bühne fehlt mir und ich möchte mit meiner Geige so gerne noch so vielen etwas erzählen. Ich stelle mir einfach vor, es sei eine Fernsehproduktion, dann kann ich mich da hineinfühlen.
Ally Storch
Das komplette Gegenteil erwartete mich dann bei Patty Moon, die am Piano, zusammen mit der Cellistin Silke Täubert, eine etwas melancholische, atmosphärische Stimmung erzeugte. Als Folk- und Bodhrán-Fan war ich auch sehr gespannt auf Dagmar Lauschke, die Gründerin des Folkprojekts Roods & Reeds – mithilfe der Loop-Station, der Gitarre und ihrer Stimme hat sie einen Klangteppich gewoben, der mich sehr berührt hat. Hier ein kurzer Ausschnitt:
Salma mit Sahne hatten definitiv viel Spaß auf der virtuellen Bühne – was auch virtuell ins Publikum geschwappt ist. Sehr cool. Danach wurden gemeinsam Cocktails gemixt – wie das funktionierte? Imke Machura hatte vorm Festival eine Einkaufsliste herumgeschickt, sodass alle dieselben Materialien vor sich hatten. Die Barkeeperin erklärte die einzelnen Schritte und ließ die ein oder andere Anekdote mit einfließen, sehr unterhaltsam.
Alle Zuschauer:innen hatten richtig Bock auf Festival und haben z. B. Bilder mit ihren Vorbereitungen oder Festzelten gepostet und die einzelnen Bühnen der Künstlerinnen waren auch hingebungsvoll Festival-like dekoriert. Ich würde das Abenteuer Online-Festival auf jeden Fall nochmal mitmachen, weil es eine wunderbare Möglichkeit ist, auch als Newcomer gehört zu werden und neue Fans zu gewinnen. Klar, nichts geht über eine „ECHTE“ Konzerterfahrung, aber solange das noch nicht wieder geht, ist ein Online-Festival wie das Raketerei-Festival ein sehr würdiger Ersatz.
Nanée
Weiter ging’s mit einem gediegenen Sonntag
Der Sonntag startete sportlich – Tania Fritz erklärte und zeigte Yogaübungen, die den Klang der Stimme beeinflussen können. Vorsorglich hatte ich die Kamera aus, um ganz entspannt auf dem Boden herumzukugeln. Katelin, Musikerin und Songwriterin, gab den Künstlerinnen super Werkzeuge an die Hand, wenn es beim Schreiben mal hakt – auf dem virtuellen Festivalgelände teilte sie gleich noch weitere Assoziationsübungen zum Mitmachen. Wie sie ein virtuelles Festival – vor allem mit einem reinen Frauen-Line-up, empfand, lest ihr hier:
Ich bin kein guter Smalltalker. Wenn ich bisher auf Konzerte gegangen bin, tat ich das meistens mit einer Freundin oder meinem Mann – und wir blieben weitgehend für uns … Bei diesem Festival war es einfacher, mit anderen in Kontakt zu kommen und sich kennenzulernen. Man begegnete sich immer mal wieder in Workshops, im Chat … Das fand ich – überraschenderweise – eine Stärke des Online-Festivals. Und natürlich: Man konnte wirklich Kontakt zu den Künstlerinnen aufnehmen, war direkt an der Quelle, was ihre Seiten etc. anging … Sehr cool! Auch habe ich mitgenommen, wie gut ein Miteinander tut und dass Frauen anders kommunizieren als Männer (ich meine das nicht wertend, sondern beobachtend). Ich habe es sehr genossen, als Frau und Musikerin unter (hauptsächlich) meinesgleichen zu sein und dass Frauen das Festival geprägt haben – das hat man gemerkt und es war sehr wohltuend.
Katelin
Total überrascht hat mich das Konzert des Ensemble AVENIR mit Irmke von Schlichting – mit viel Humor und Liebe zum Detail haben mich die Melodien total verzaubert. Hier ein kurzer Ausschnitt:
Ebenfalls den Nachmittag versüßt haben mir die poetischen Pianostücke von Hauke Kranz. Völlig crazy und experimentell wurde es dann wieder mit dem Zuzana Leharová Quartet, hier habe ich mich sofort in Vorhänge und Stehlampe verliebt. Jazzig wurde es danach mit Britta Rex und ihrer Band, denen man den Spaß am Musizieren und Improvisieren angesehen hat. Maren Kips‘ Song über die Zikade und den Kran fand ich sensationell – ich liebe es, die Storys hinter den Stücken zu erfahren, vor allem, wenn ein doch eher ungewöhnliches Thema im Mittelpunkt steht.
Mir hat es (wie schon im letzten Jahr) großen Spaß gemacht, die Verbindung zu den anderen Musikerinnen zu spüren und gemeinsam mit ihnen zu feiern. Die »normalen« Zuschauer/Fans habe ich nur am Rande mal im Chat erlebt. Das Programm war sehr gehaltvoll, vor allem die vielen, sehr individuellen Konzerte. Für mich war es der erste Auftritt auf einem Festival und in Gemeinschaft mit so vielen verschiedenen Genres. Und ich war erstaunt, wie gut sich die Atmosphäre eines Livekonzerts auch online transportieren lässt. Ich habe mich selbst in Festival-Stimmung gebracht, indem ich die Dinge »simuliert« habe, die man so auf einem Festival macht: Zelt aufbauen, vor dem Dixi-Klo anstehen, schnacken, feiern … Das alles haben wir virtuell zelebriert.
Hauke Kranz – Die Tastenflüsterin
Zum Abschluss des Samstags hatte RAKETEREI ein Überraschungskonzert angekündigt und mit Deer Anna nochmal eine neue Musikrichtung eingeschlagen. Ihre Songs und ihre Stimme haben mich total eingenommen und flupp, war mein Kopf »In the Clouds«. Ganz wunderbar.
Und schon ist es wieder vorbei
Ich habe es total genossen, so viele neue Musik aus verschiedenen Genres kennenzulernen und sehr gute Impulse und wertvolles Wissen aus den Workshops mitzubekommen. Es war einfach toll, zu sehen, was meine Musikerkolleginnen da auf die Bühne zaubern. Die Tatsache, dass wir im Chat schreiben konnten, war super. Ich war bereits letztes Jahr als Zuhörerin beim Festival dabei und werde es jetzt etablieren.
Kerstin Bogensee
Der Sonntag begann sehr ruhig und entspannt mit einer meditativen Klangreise mit Sabine Voß, begleitet von Xu Fengxia (Guzheng), bevor Marie-Luise Dingler mit einem riesigen Wissenspaket zu YouTube um die Ecke kam. Jetzt weiß ich endlich, wie man diese nervigen Thumbnails setzt, aber auch, wie viel Arbeit es erfordert, eine richtig gute Performance hinzukriegen. Die Songpoetin Kerstin Bogensee hat mich mit ihren Texten, vor allem mit »Lebenswert«, sehr berührt. Hingerissen war ich ebenfalls von heikesmoment, die ihr warmes Wesen über ihre Songs weitergibt und mit wunderschöner Klavierbegleitung unterlegt. Den Abschluss dieses rundum gelungenen Festivals bildete Sabine Hermann – auf ihr Konzert war ich auch total gespannt. Ihre plattdeutschen Songs sind von Natur aus etwas ganz Besonderes, das sie zusätzlich mit Wissenswertem rund um die Friesen ausschmückte. Sehr cool.
Auch die Gedanken von Heike Zerfowsky zum RAKETEREI Festival bzw. zur Convention möchte ich euch nicht vorenthalten – mehr könnte auch ich nicht dazu sagen. Tolles Event. Wahnsinnskünstlerinnen. Megaspaß.
Mir haben die vier Festival Tage super viel Spaß gemacht! Es war wie ein Intensiv-Wochenende an der Uni: tolle Community, viele neue Gesichter kennengelernt, super viel gute Laune geschnuppert, von Veranstaltung zu Veranstaltung gelaufen und sich, vor allem in dieser Zeit, noch einmal ganze vier Tage so wunderbar und in Gesellschaft gefühlt!!! Gerade die Workshops haben so viel Mehrwert geboten. Es gab kreativen, aber auch businessorientierten Input! Für mich mitgenommen habe ich auf alle Fälle eine ordentliche Portion Mut und Motivation für die eigene Kreativität und Musik. Beeindruckt haben mich die Vielseitigkeit, Einzigartigkeit und das Talent jeder einzelnen Musikerin! Das war unfassbar inspirierend! Für mich als Künstlerin war es besonders schön, während meines Konzertes mit meinen Zuhörer:innen zu schreiben, sich auszutauschen und so direkt persönliches Feedback zu erhalten. Manche Nachrichten haben mich wirklich sprachlos gemacht: einfach nur schön!
heikesmoment
Vielen Dank @raketerei fürs Bereitstellen der Fotos sowie Konzertausschnitte.