Heute berichte ich über meine Kollegin, die niemals wirklich aufgehört hat, ein Sozi zu sein, und ihr »Wer ist …«-Aufklärungsprojekt. Im letzten Jahr hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg für den Erhalt einer lebendigen und vielfältigen Brandenburger Kunstszene und -bildung in Zeiten der Pandemie Mikroförderungen für Projekte zur Verfügung gestellt.
Ziel dieser Vorhaben sollte unter anderem die Entwicklung kreativer Ansätze in der Wissensvermittlung im Bereich Kunst und Kultur sein. Dass meine Kollegin, Marlen, da natürlich wieder vorn mit dabei war, ist ja klar: Als »gebürtige« Sozialpädagogin lässt sie keine Möglichkeit aus, Menschen zum Nachdenken anzuschubsen.
Mit niedrigschwelligen Angeboten mehr Vorbilder schaffen
Also, worum geht’s bei der ganzen Sache eigentlich? Das »Wer ist …«-Aufklärungsprojekt stellt innerhalb von nur zweieinhalb Minuten Persönlichkeiten aus den Bereichen Musik, bildende Kunst, Literatur und darstellende Kunst vor. Das Besondere an diesem Vorhaben ist, dass hier nicht die üblichen Verdächtigen wie Beethoven, Picasso, Goethe oder Béjart vorgestellt werden, sondern Frauen, von denen außerhalb der Kunstszene kaum ein Mensch gehört hat – und innerhalb wohl auch nur einige Wenige.
Im letzten Jahr erarbeitete sie also minikleine Aufklärungsanimationen zu Anni Albers, Frieda Belinfante, Amy Lowell und Marie Louise Fuller. Auf meine Frage, was ihr Anspruch bei den Vorstellungen sei, sagte sie mir, dass es in erste Linie um ein niedrigschwelliges digitales Format zur Vermittlung ginge, denn in der Kürze liege die Würze. Es ginge ihr nicht darum, den Menschen einen ausführlichen Vortrag über diese oder jene Person, die sie noch nicht kennen, zu halten, sondern vielmehr darum, auf diese leider meist unter den Teppich gekehrten Künstlerinnen aufmerksam zu machen, die Vielfalt in der Kunst zu zeigen und natürlich eine größere Auswahl an Vorbildern zu schaffen. Denn ja – es gab tatsächlich deutlich mehr unglaublich begabte Frauen, die hätten Kunstgeschichte schreiben können.
Hier könnt ihr euch erst einmal zwei der bereits vier Filme anschauen: Bühne frei für Anni Albers und Frieda Belinfante:
Selbstkritik kann auch produktiv sein
Als mir Marlen ihre Animationen das erste Mal zeigte, machte sie ein kritisches Gesicht und erzählte mir, dass sie bei Weitem noch nicht zufrieden sei – da seien noch so viele Kleinigkeiten, die für die Zukunft verbessert werden müssten, z. B. der Ton, der Sprechrhythmus, die Länge und die Satzstellungen. Im letzten Jahr ging für uns alle alles drunter und drüber. Eine tatsächlich örtliche Zusammenarbeit war ja auch nicht möglich, da haben einfach verschiedene helfende Hände und kreative Köpfe gefehlt, erzählt sie mir. Für die nachfolgenden Projekte soll es eine Sprecherin, selbst komponierte Hintergrundmusik und knackigere Beschreibungen geben.
Ja, ich muss ihr recht geben, es holpert noch ein wenig, aber die Idee finde ich spitze und es wäre gut, wenn es noch viel mehr Infos in dieser Form von Frauen aus Kunst, Kultur und Geschichte gäbe, die z. B. Lehrkräfte ganz einfach in die jeweiligen Epochen im Unterricht mit einbauen könnten.