Der Abwasch ist gemacht – Josephine M. Cochrane und die Erfindung des Geschirrspülers


Josephine M. (Garis) Cochrane – Als Mann verkleidet gelang es ihr 1893 auf der Weltausstellung in Chicago, den ersten Preis für die beste mechanische Konstruktion abzuräumen. Allen Konventionen zum Trotz ließ sie sich von ihren Ideen nicht abbringen. Ihr verdanken wir nicht nur die zeit-, sondern auch die wassersparende Erfindung des Geschirrspülers.

Wenn niemand sonst einen Geschirrspüler erfinden will, mach‘ ich das eben selbst.

J. M. Cochrane

Wenn ich an mein Teenagerleben denke, dann fallen mir viele verschiedene und besser auch zukünftig im Verbogenen bleibende Geschichten ein – aber an eine von ihnen werde ich tagtäglich erinnert: Jeden Morgen macht mich diese Erinnerung glücklich, wenn ich in meine Küche gehe und das Rotweinglas vom Vorabend in den Geschirrspüler stelle.

Ja, es geht um eine für uns schon zur völligen Normalität gewordene Küchenmaschine – den Geschirrspüler. Als die erste Geschirrspülmaschine in unserer Küche Einzug hielt, war ich bereits 15 Jahre. Das war mehr als über einhundert Jahre nach ihrer Erfindung – es ist also offensichtlich, dass ich armer kleiner Teenager viel zu lange auf diese magische Maschine warten musste.

Es mag trivial klingen, aber die gefühlte zur freien Verfügung stehende Zeit eines Teenagers ist knapp bemessen, und der Abwasch einer sechsköpfigen Familie nimmt mehrmals am Tag enorm viel Zeit in Anspruch. Selbst wenn das sich stapelnde schmutzige Geschirr von mehreren Kindern mit fitgetränktem Wasser und wenigstens fünf ordentlich gebügelten Abtrockentüchern bearbeitet wird, dauert es dennoch viel zu lange. In dieser Zeit hätten so viele interessante Dinge geschehen können!

Mit Einzug des Geschirrspülers hatte sich einiges verändert: keine Schimpftiraden mehr, wenn Mama zu früh nach Hause kam und das Geschirr noch ungewaschen herumstand, keine Streitereien mit Geschwistern, wer nun abwäscht und wer abtrocknet, und selbstverständlich viel mehr Zeit. Diese Freiheit verdanken vor allem die weiblichen Teenager der Erfinderin Josephine M. (Garis) Cochrane.

Mit Bleistift und Papier zur Problemlösung

Am 8. März 1839 wurde Josephine Garis in Ashtabula County, Ohio, in den USA in eine gut bürgerliche Familie hineingeboren. Schaut man sich einschlägige Online-Lexika und Artikel zu ihr an, so erfährt die neugierige Leserin direkt ab dem dritten Satz, dass ihr Vater John Bauingenieur und ihr Großvater John Erfinder waren – die Existenz und der Name ihrer Mutter scheinen wohl hingegen unbekannt.

Mit neunzehn Jahren wurde Josephine mit einer sogenannten guten gesellschaftlichen und politischen Partie verheiratet. Schenkt man den gängigen Publikationen Glauben, so soll der Grund ihrer erfinderischen Laufbahn der Ärger über das ständig zerbrochene Geschirr des Personals gewesen sein. Gibt auf jeden Fall eine gute Story ab …

In einem Schuppen hinterm Haus begann Josephine, ihren Überlegungen, wie das Geschirrproblem zu lösen sei, nachzugehen. Sie zeichnete verschiedene detaillierte Konstruktionen, flocht Drahtkörbe für die Stapelung des schmutzigen Geschirrs und machte sich über Handkurbel- und Motorantriebe Gedanken.

Endlich war es so weit, und Josephine ließ eine Maschine exakt nach ihren Konstruktionsplänen bauen. Der erste Spüler war sage und schreibe fast zweimal zwei Meter groß und bestand aus einem wasserdichten äußeren Kupferkessel und aus mehreren Drahtkörben mit gestapeltem Geschirr im Inneren. Vorerst wurden die Körbe über ein Laufrad per Hand gedreht, später über einen Motor, sodass sich die einlaufende Seifenlauge aus mehreren Düsen verteilen konnte.

Ich bin sehr froh, dass die heutigen Geräte um ein Vielfaches kleiner sind, denn sonst könnte ich mir als selbstbestimmte Frau im 21. Jahrhundert zwar, im Gegensatz zu den Frauen des 19. Jahrhunderts, eine Geschirrspülmaschine selbst kaufen, in meine minikleine Küche würde sie aber nicht passen.

Als Mann verkleidet zu Weltruhm

Josephine M. Cochrane

Am 28. Dezember 1886 meldete Josephine Cochrane ihre arbeits- und materialsparende Spülmaschinen-Erfindung zum Patent an, das sie auch erhielt. Wie nicht anders zu erwarten, stieß Cochrane immer wieder auf Skepsis und Gegenwehr – warum solle man ein Vermögen für den Bau einer Maschine ausgeben, wenn die anständige Hausfrau diese Arbeit sowieso mit ihren Händen machte und machen sollte? Mit irgendetwas Sinnvollem müsse sie sich doch beschäftigen?!

Josephine ließ sich davon jedoch nicht entmutigen; durch viel Überzeugungsarbeit bestellte schließlich ein Hotelmanager als erster offizieller Kunde die Spülmaschine. Einen wahren Durchbruch erlangte die Erfindung auf der Weltausstellung in Chicago 1893, wo die als Mann verkleidete Josephine Cochrane – denn als Frau wurde sie nicht zugelassen – den ersten Preis für die beste mechanische Konstruktion erhielt.

Nach dem Erfolg auf der Weltausstellung gründete Josephine ihre eigene Firma, die »Cochran’s Crescent Washing Machine Company«. Für Privathaushalte waren die Spüler viel zu teuer, darum waren es fast ausschließlich Hotels und Restaurants, welche die neue Reinigungserfindung von ihr bezogen. Letztlich verkaufte sie ihre Firma aber Anfang des 20. Jahrhunderts an den heutigen Küchengerätehersteller »KitchenAid«.

Ich kann rein gar nichts über die wirklichen Beweggründe oder den Charakter von Josephine Cochrane schreiben, denn, wie so häufig, gibt es über all die Frauen der Geschichte fast keinerlei Aufzeichnungen. Was ich aber mit Gewissheit sagen kann, ist, dass diese Frau mir und vielen anderen einen wirklich großen Gefallen getan hat. Es mag verschwindend klein wirken, aber ihre Erfindung hat auf ihre Weise einen guten Beitrag dazu geleistet, dass Frauen heute die Bewältigung von Familie, Haushalt und Arbeit ein bisschen leichter hinbekommen.

Vielleicht hätte Josephine gesagt …

Hätte ich die Gelegenheit, Josephine zu fragen, was sie in unseren Abenteurerinnen-Koffer packen würde, so könnte ich mir vorstellen, dass sie vielleicht das Folgende gesagt hätte: »Ich packe unseren Koffer und nehme mit: die Entschlossenheit, Konventionen zu ignorieren – damit jede Abenteurerin die Möglichkeit hat, ihre Ideen, auch wenn sie weit vor ihrer Zeit liegen, zu verfolgen und umzusetzen.«


Illustrationen: © Mariann Rose

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