Golden Girls – eine Kultserie um Freundschaft, Selbstbestimmung und Käsekuchen

Golden Girls – die US-amerikanische Kultserie aus den Achtzigerjahren ist zeitlos witzig und immer noch aktuell. Kaum eine andere Serie brachte so viel Gesellschaftskritik und Tabuthemen in die internationalen Wohnzimmer. Die fantastische Art und Weise, wie diese Themen in das Alltagsleben der vier Frauen 50+ eingestreut wurden, waren nicht nur intelligent, witzig und charmant, sondern auch stets anrührend und für jeden irgendwie nachzuempfinden.

Die Leute verschwenden ihre Zeit damit, darüber nachzudenken, ob ein Glas halb leer oder halb voll ist. Ich trinke einfach alles, was im Glas ist.

Sophia Petrillo

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich einen Beitrag zu den Golden Girls schreibe. Also im Grunde hab ich nicht wirklich lang darüber gegrübelt, ich sinnierte eher mehrere Tage, ob ich meine Gedanken zu dieser Serie veröffentliche. Tja nun, wie unschwer zu erkennen, habe ich mich dafür entschieden.

Warum ich in dieser Beziehung hin- und hergerissen war, lässt sich leicht zusammenfassen: Die Serie ist aus heutiger Sicht in vielerlei Hinsicht politisch völlig inkorrekt. Aber, wie habe ich bereits schon mehrfach erwähnt? Wann immer wir heute einen Menschen oder ein Werk »von damals« bewerten, sollten wir dies nie herausgerissen aus dem Kontext der jeweiligen Zeit tun.

Die US-amerikanische Serie Golden Girls habe ich das erste Mal als Teenager so in der Mitte der Neunzigerjahre gesehen. Sie wurde damals auf RTL gegen 23 Uhr ausgestrahlt. Wer die Serie nicht kennt, dem sei gesagt, dass die Golden Girls aus den Achtzigern stammen, genau genommen liefen sie in insgesamt sieben Staffeln von 1985 bis 1992. Damals habe ich nur 3 Staffeln angeschaut, dann hatte ich als Teenager eindeutig Besseres zu tun.

Serienintro der Golden Girls

Manchmal braucht das Leben einen Golden-Girls-Aufschwung

Das Leben ist nicht immer so, wie man es sich vorstellt – und das traf leider auch auf mein Privatleben im letzten Jahr zu. Wir hatten einen sehr schmerzlichen Trauerfall in der Familie und das führte dazu, dass meine Frau und ich uns keine »unserer« Serien, die wir normalerweise mögen – in der Regel coole Krimis wie Elementary, Bull oder Instinct – mehr anschauen konnten, weil es entweder um Tod, anderweitige Dramatik oder politische Themen geht. Manchmal braucht man aber am Abend einfach mal eine Ablenkung, die ein wenig Fröhlichkeit bringt, gerade in der dunklen Jahreszeit.

Nach langer erfolgloser Recherche fragte ich meine Frau, wie es denn mit den Golden Girls wäre, es sei zwar eine sehr alte Serie, aber ich hätte sie damals geliebt. Vom Hörensagen kannte sie die Serie natürlich, aber außer mal zwei, drei einzelne Folgen hatte sie sie nicht gesehen. Damit war die Suche beendet. Wir kauften uns alle Staffeln und lachten uns, bis die Tränen kamen, durch den Winter. Okay ja, wir haben auch einige Male vor Rührung geweint.

Witzige Szenen aus der Kultserie Golden Girls

Die Golden Girls sind eine vierköpfige 50+-Frauen-WG, die sich aufgrund weniger erfreulicher Umstände in Miami zusammengefunden hat. Die Charaktere der Serie sind die verwitwete, männerbesessene Südstaatlerin Blanche Devereaux, gespielt von Rue McClanahan; die verwitwete, gutgläubige Rose Nylund mit skandinavischer Abstammung, gespielt von Betty White; die geschiedene, sarkastische New Yorkerin Dorothy Zbornak, gespielt von Beatrice Arthur sowie die verwitwete, zynische Mutter von Dorothy, die sizilianische Einwanderin Sophia Petrillo, gespielt von Estelle Getty.

Eine Fernsehserie voller geistreich verpackter Tabuthemen und Gesellschaftskritik

Kaum eine andere Serie brachte so viel Gesellschaftskritik und Tabuthemen in die internationalen Wohnzimmer. Da gab es mehrfach Episoden über Homosexualität, soziale Isolation, Diskriminierung, Beeinträchtigung, seltene und unerforschte Krankheiten, Rassismus, Sterbehilfe, Altersarmut, AIDS, Teenagerschwangerschaften, Wechseljahre, Obdachlosigkeit, Süchte, sexuelle Belästigung und übergriffige und machthungrige Männer.

Die fantastische Art und Weise, wie die Ideengeberin und Drehbuchautorin Susan Harris die Themen in das Alltagsleben der vier Frauen einflocht, war nicht nur intelligent, witzig und charmant, sondern auch stets anrührend und für jeden irgendwie nachzuempfinden. Das Beste an der Serie und auch die grundlegende Botschaft sind jedoch die außergewöhnliche Freundschaft der Protagonistinnen zueinander sowie die einzigartige Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Sophia und Dorothy.

Dorothy & Sophia als Sonny & Cher – zum Brüllen

Die Freundschaft ist weniger episch und heroisch, wie sie oft in anderen TV-Formaten vermittelt wird, sie ist einfach echt und seiner Zeit angepasst. So bekriegen sich die vier Frauen während der Laufzeit mehr als nur einmal wegen eines Mannes, und auch die vielen nächtlichen Gespräche bei Käsekuchen und Kaffee drehen sich letztlich meist um die liebe Männerwelt. Aber egal, welches Thema in einer Episode auch bearbeitet wurde, es endete immer mit der Botschaft, füreinander da zu sein.

Vier hinreißende Charaktere – vier umwerfende Schauspielerinnen

Ich habe mich schon mit mehreren über die Golden Girls unterhalten, und das Schöne ist, dass die Frauen sich nicht nur mit einem Charakter identifizieren, sondern meistens mit allen. Bei genauerer Betrachtung ist es auch so – jede Frau kennt die Situationen, in denen sich Blanche, Rose, Dorothy und Sophia befinden. Irgendwie verkörpert jede von ihnen eine ganz bestimmte Weltsicht aufgrund ihrer Erfahrungen, die wir Frauen wiederum in unserem Alltag jedoch alle in uns tragen. Und genau darum lieben wir die nach wie vor gefeierte Kultserie Golden Girls auch so.

Rue McClanahan (geb. 1934), Betty White (geb. 1922), Beatrice Arthur (geb. 1922) und Estelle Getty (geb. 1923) waren Schauspielerinnen der alten Schule. Drei von ihnen hatten eine Schauspielausbildung – Betty White war einfach ein Naturtalent – und waren an Theatern tätig: Und das sieht man in jeder einzelnen Folge. Die Mimik und Gestik der Schauspielerinnen ist ein wahrer Augenschmaus. Da stört es kein bisschen, wenn die Kamera für mehrere Sekunden bei absoluter Stille einen Blick einfängt. Diese Serie lebt von den Darstellerinnen, da braucht es keine Special Effects.

Die Mimen waren jedoch nicht nur auf der Bühne Vorbilder und Verfechterinnen von Gleichheit und Freiheit. So meldete sich Beatrice Arthur mit nur 21 Jahren freiwillig beim United States Marine Corps und diente dort von 1943 bis 1945. Ein Leben lang setzte sie sich aktiv für die Rechte von homosexuellen Menschen ein und stiftete ihren Nachlass von mehreren Hunderttausend Dollar für die Errichtung eines Obdachlosenheims für LSBTI-Jugendliche. Betty White war 1949 der erste weibliche Discjockey in Los Angeles, rettete regelmäßig Tiere und setzte sich ebenfalls Zeit ihres Lebens für die Rechte von LSBTI-Personen ein. Die Geschichte des Engagements geht auch mit Rue McClanahan und

Estelle Getty weiter. Beide Frauen waren ebenfalls, wie ihre Teamkolleginnen, LSBTI-Aktivistinnen der ersten Stunde. McClanahan machte sich außerdem für den Tierschutz stark und Getty kämpfte stets an vorderster Front im HIV/AIDS-Aktivismus.

Wer geistreiche und witzige Dialoge liebt, muss die Golden Girls gesehen haben

Ich könnte hier noch ewig über die Leben der Schauspielerinnen referieren und noch viel länger über diese wunderbare Serie, die ich mir jetzt immer anschaue, wenn sich die Welt – wie so häufig in diesen Tagen – von ihrer schlechtesten Seite zeigt. In jeder Episode steckt eine Weisheit fürs Leben, Zuversicht und Motivation – und wer mal wieder einfach lachen will, der ist im Kreise der Golden Girls bestens aufgehoben.

So manches Mal beim Anschauen dachte ich mir: Das ist die Mutterserie der geistreichen und witzigen Dialoge. Da reihen sich Emily, Lorelai und Rory Gilmore sowie Grace und Frankie tatsächlich im Anschluss ein.

Älterwerden macht Angst, vor allem mir. Ich gebe zu, ich versuche noch immer, mich mit der Tatsache, die 4… erreicht zu haben, zu arrangieren. Aber hey, was soll‘s, ich gebe mir einfach Mühe, eine so coole ältere Lady zu werden wie die Golden Girls.

Vielleicht hätten die Golden Girls gesagt …

Hätte ich die Gelegenheit, Blanche, Rose, Dorothy und Sophia zu fragen, was sie in unseren Abenteurerinnen-Koffer packen würden, so könnte ich mir vorstellen, dass sie vielleicht das Folgende gesagt hätten:

»Wir packen unseren Koffer und nehmen mit: eine loyale Freundin, damit jede Abenteurerin die Gewissheit hat, niemals wirklich allein zu sein.«

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